Das erste Zeichen des Konkreten ist die Wolke. Man sagt deshalb auch: Gott spricht zu uns hier aus einer Wolke, nicht aus Erz, Stein oder Metall. Er spricht aus dem Erst - Erscheinenden hier. Wasser ist schon konkreter, Luft kann man nicht sehen. Im Anderswo sind diese Bilder da. Der ganze Komplex der Mythologie stammt von dort. Die meisten Sagen, Märchen, Legenden, Welten, die hier nicht existieren, stammen von dort. Den Olymp in Griechenland gab es, aber Götter, Halbgötter gab es nicht. Dieser Olymp kann aber vielleicht wo anders sein, auch das Töten eines Feindes dort kann vielleicht nicht so schlimm sein wie hier. Für den Menschen, der nur naturwissenschaftlich denkt, kann der Tod nur Tod bedeuten. So kann man die Mythen nur verstehen, wenn man andere Wirklichkeiten als Beziehung empfinden kann. Wir spüren wie Kinder, die gerade Märchen hören, als Erwachsene, wenn sie noch das Kind in sich haben, das Märchen eben nur als Märchen. Kein Analysieren, kein Datieren, von wann und von wo kommt es. Ein Kind kann das noch, weil das Kind nicht indoktriniert wurde, einseitig gezwungen wurde, nur das zu glauben, was konkret ist. Nur die Mathematik zu sehen, wie man Mathematik heute „tut“, weiter nichts – dann gehen die Märchen und die Mythen verloren. Da fragt einer: Sind Mythen eigentlich Lügen? Wissenschaftlich ja, für diese Welt ist ein Mythos eine Lüge, aber im Leben des Menschen – man phantasiert dort, man wünscht Dinge, man hofft Dinge, Unmögliches erhofft man – dies bedeutet aber gerade, dass wir im Verborgenen in einer anderen Welt leben, in anderen Wirklichkeiten leben – und gerade dort ist das Mythische selbstverständlich da. Wir wurden aber immer mehr hinab gezwungen in das Konkrete, da kam dann diese Einseitigkeit der Naturwissenschaften – und das ist wirklich einseitig. Deshalb kam dann auch, weil wir diese Einseitigkeit erhielten, das Bedürfnis nach Methode, nach Technik. Ich muss es erst hier erreichen, es gibt nichts anderes. Hier muss ich Erfolg haben, hier muss mir das geschehen. Dies ist sehr gefährlich, es ist wie eine Droge – alle Symptommittel sind gefährlich. Sie führen in einen Rausch hinein, in eine Abhängigkeit, eine Einseitigkeit, die starke Aggressionen bringt, wie wir das heute in der Welt sehen – weil eben das Eindeutige sein muss.
Deshalb kann man feststellen, dass irgendeinmal damit begonnen wurde, die Mythen aufzuschreiben. Nun fragt man sich aber auch, woher kamen diese Zeichen? Wie wusste der Mensch, dass er schreiben konnte? Wir sahen dann ägyptische Zeichen, chinesische Zeichen, aramäische Zeichen, hebräische Zeichen, auch griechische Zeichen, wo kommen eigentlich diese Zeichen her? Warum gerade diese Formen?
Es sind Zeichen aus dem Nichts, aus dem Verborgenen. Als Konkretes sind sie nichts, als Verborgenes alles. Es ist ein Übergang, ein Schrei aus dem Nichts, der herüber kam. Wie kann ich jetzt mein Erlebnis aus der Welt des Nichtbewussten hier beschreiben? Und da sind die Zeichen aus dem Nichtbewussten, dem Bedürfnis, etwas zeigen zu können, entstanden. Also nicht kausal, mit der Absicht ein bestimmtes Zeichen zu machen, nein, aus dem Nichtbewussten schrie es in mir, in den Menschen überhaupt: ich möchte es zeigen, aber ich kann es nicht zeigen mit Dingen von hier, ich muss es zeigen mit den Zeichen von dort her. Von dort her hat es sich uns gezeigt - und das sind dann die Zeichen, mit denen man anfing, zu schreiben. Deshalb sind für mich die chinesischen Zeichen, die Sanskrit – Zeichen sowie die hebräischen Zeichen alles Zeichen aus dem Nichts, weil sie nicht durch das Bewusstsein konstruiert wurden. Sie kamen uns wie ein Wunder, wie eine Gnade – und das ist wichtig.