Donnerstag, 5. Februar 2009

Die Zeichen aus dem Nichts

Das erste Zeichen des Konkreten ist die Wolke. Man sagt deshalb auch: Gott spricht zu uns hier aus einer Wolke, nicht aus Erz, Stein oder Metall. Er spricht aus dem Erst - Erscheinenden hier. Wasser ist schon konkreter, Luft kann man nicht sehen. Im Anderswo sind diese Bilder da. Der ganze Komplex der Mythologie stammt von dort. Die meisten Sagen, Märchen, Legenden, Welten, die hier nicht existieren, stammen von dort. Den Olymp in Griechenland gab es, aber Götter, Halbgötter gab es nicht. Dieser Olymp kann aber vielleicht wo anders sein, auch das Töten eines Feindes dort kann vielleicht nicht so schlimm sein wie hier. Für den Menschen, der nur naturwissenschaftlich denkt, kann der Tod nur Tod bedeuten. So kann man die Mythen nur verstehen, wenn man andere Wirklichkeiten als Beziehung empfinden kann. Wir spüren wie Kinder, die gerade Märchen hören, als Erwachsene, wenn sie noch das Kind in sich haben, das Märchen eben nur als Märchen. Kein Analysieren, kein Datieren, von wann und von wo kommt es. Ein Kind kann das noch, weil das Kind nicht indoktriniert wurde, einseitig gezwungen wurde, nur das zu glauben, was konkret ist. Nur die Mathematik zu sehen, wie man Mathematik heute „tut“, weiter nichts – dann gehen die Märchen und die Mythen verloren. Da fragt einer: Sind Mythen eigentlich Lügen? Wissenschaftlich ja, für diese Welt ist ein Mythos eine Lüge, aber im Leben des Menschen – man phantasiert dort, man wünscht Dinge, man hofft Dinge, Unmögliches erhofft man – dies bedeutet aber gerade, dass wir im Verborgenen in einer anderen Welt leben, in anderen Wirklichkeiten leben – und gerade dort ist das Mythische selbstverständlich da. Wir wurden aber immer mehr hinab gezwungen in das Konkrete, da kam dann diese Einseitigkeit der Naturwissenschaften – und das ist wirklich einseitig. Deshalb kam dann auch, weil wir diese Einseitigkeit erhielten, das Bedürfnis nach Methode, nach Technik. Ich muss es erst hier erreichen, es gibt nichts anderes. Hier muss ich Erfolg haben, hier muss mir das geschehen. Dies ist sehr gefährlich, es ist wie eine Droge – alle Symptommittel sind gefährlich. Sie führen in einen Rausch hinein, in eine Abhängigkeit, eine Einseitigkeit, die starke Aggressionen bringt, wie wir das heute in der Welt sehen – weil eben das Eindeutige sein muss.

Deshalb kann man feststellen, dass irgendeinmal damit begonnen wurde, die Mythen aufzuschreiben. Nun fragt man sich aber auch, woher kamen diese Zeichen? Wie wusste der Mensch, dass er schreiben konnte? Wir sahen dann ägyptische Zeichen, chinesische Zeichen, aramäische Zeichen, hebräische Zeichen, auch griechische Zeichen, wo kommen eigentlich diese Zeichen her? Warum gerade diese Formen?

Es sind Zeichen aus dem Nichts, aus dem Verborgenen. Als Konkretes sind sie nichts, als Verborgenes alles. Es ist ein Übergang, ein Schrei aus dem Nichts, der herüber kam. Wie kann ich jetzt mein Erlebnis aus der Welt des Nichtbewussten hier beschreiben? Und da sind die Zeichen aus dem Nichtbewussten, dem Bedürfnis, etwas zeigen zu können, entstanden. Also nicht kausal, mit der Absicht ein bestimmtes Zeichen zu machen, nein, aus dem Nichtbewussten schrie es in mir, in den Menschen überhaupt: ich möchte es zeigen, aber ich kann es nicht zeigen mit Dingen von hier, ich muss es zeigen mit den Zeichen von dort her. Von dort her hat es sich uns gezeigt - und das sind dann die Zeichen, mit denen man anfing, zu schreiben. Deshalb sind für mich die chinesischen Zeichen, die Sanskrit – Zeichen sowie die hebräischen Zeichen alles Zeichen aus dem Nichts, weil sie nicht durch das Bewusstsein konstruiert wurden. Sie kamen uns wie ein Wunder, wie eine Gnade – und das ist wichtig.

Mittwoch, 21. Januar 2009

Was verstehen wir unter Mystik?

Mystik hat im Laufe der Zeit einen anderen Sinn bekommen. Man erwartet, wie überall in der heutigen schnelllebigen Zeit, einen schnellen, sichtbaren Erfolg. Man ist dann enttäuscht, wenn der Erfolg kein sichtbarer, sondern ein verborgener ist.

Auf der sichtbaren Ebene ist der Mensch eingeschränkt - bedingt durch den schnellen Erfolg, den er erwartet hat. Die Mystik erwartet den Erfolg im Kern, im Wesen, einen Erfolg durch Begegnungen - und hier ist die Leistung im Äußeren ausgeschaltet. Die Leistungsgesellschaft aber erwartet den schnellen Erfolg, der dann doch nicht eintritt. Man erträgt dann dieses Leben nicht, da man ein Ergebnis erwartet hat, das den Erwartungen entspricht und dann doch nicht da ist. So flüchten dann viele Menschen in den "Rausch" - und dies kommt, weil man sich bisher nur mit den äußeren Seiten des Lebens beschäftigt hat. Die Folge sind Aggression, Frust, um nur diese zu nennen. Man hat die verborgene Seite totgeschwiegen. Mystik will nun sagen, dass sie eine Welt der Verborgenheit ist, und nicht dem Menschen gegenüber - und so sucht man nach Methoden, das Verborgene zu erreichen. Sobald man aber das Verborgene äußerlich erreichen will, ist es nicht mehr verborgen. Man möchte gleich wissen, was kommt, mann will einen schnellen, direkten Erfolg. So wendet man sich der Astrologie zu, die jedoch berechenbar ist, zwar nur mit Wahrscheinlichkeiten, dies aber im Sinne einer Wissenschaft im Äußeren. Das gleiche gilt für den Tarot. Esoterik wird zur Exoterik, da sie nur im Äußeren, im Erscheinenden gesehen und praktiziert wird.
Was aber dann? Diese Fragen werden meist verdrängt. Das Leben im Alltag hat da schon mehr mit Mystik zu tun, wenn man einfach lebt, ohne an das zu denken, was berechenbar ist. Mystik überrascht, man erhaltet etwas, und dem steht keine Leistung gegenüber. Keine erfolgsbezogene Leistung, wie zum Beispiel fasten, oder meditieren - und dann erwartet man sofort den Erfolg. Dies ist nicht mystisch. Steht man aber zum Verborgenen in Beziehung, dannn spürt man eine große, tiefempfundene Freude in sich, man ist "verbunden". Man hat eine strahlende Gesundheit, auch die Freiheit im Glück. Die Beziehung zum Verborgenen ist allein schon ein Wert für die Ewigkeit. Bekommt man also Beziehung zur Mystik, zur Kabbalah - zu allen mystischen "Disziplinen", spürt man ein Gefühl im Leben, das über die Zeit und das Leben erheben kann. Man gewöhnt sich daran, in Begriffen der Ewigkeit zu denken. Mystik gibt Einsicht in das Leben - und man lernt Methoden, Gnade zu erfahren. Man erfährt Überraschung, man wird im Leben immer mehr überrascht, von Wundern - und man staunt.
Ist es nicht dieses Staunen, die Freude, die das Leben lebenswert machen?